Dipl.-Pol. Dorothea Klotter (geb. Klinnert)

Sem (BA/MEd) Biopolitik zwischen real gewordener Dystopie und politpraktischer Notwendigkeit

Dozent:innen: Dorothea Klotter
Kurzname: Sem Biopolitik
Kurstyp: Seminar

Voraussetzungen / Organisatorisches

Wer in der ersten Sitzung unentschuldigt fehlt, verliert den Anspruch auf den Seminarplatz (Entschuldigung per Mail an Dozent*in ist ausreichend, kein ärztliches Attest erforderlich).
Bereiche Wirtschaft und Gesellschaft und Politische Theorie
- BA Aufbaumodul 2 + 3
- MEd Sozialkunde (Modul Querschnittsprobleme im politischen Kontext)

Anwesenheitspflicht

Das Seminar ist als Präsenzveranstaltung konzipiert und erfordert die aktive und regelmäßige Teilnahme an den Diskussionen im Seminar. 

Empfohlene Literatur

Die Literatur wird zu Beginn des Semesters bekannt gegeben.

Inhalt

Unter Biopolitik sollen im Rahmen des Seminars alle Formen der politischen Steuerung verstanden werden, die in ihrer intendierten Wirkungsweise auf den biologischen Aspekt des Menschseins abzielen. Ausgangspunkt sind dabei die grundliegenden und den Begriff prägenden Überlegungen von Michel Foucault.

Typische Bereiche biopolitischer Regulierung betreffen insbesondere die menschliche Fortpflanzung, den Umgang mit Krankheit, Behinderung und Tod sowie Möglichkeiten und Formen der Leistungssteigerung und des „Bodytunings“. In diesem Sinne lässt sich das in vielen Kulturen bereits seit Jahrtausenden verankerte Inzestverbot als frühe biopolitische Maßnahme begreifen. Als jüngeres Beispiel angewandter Biopolitik lässt sich die chinesische Ein-Kind-Politik anführen, die ein potenziell destabilisierendes Bevölkerungswachstum verhindern sollte.

Während der rationale Charakter des traditionellen Inzestverbots insbesondere im Lichte neuerer wissenschaftlicher Erkenntnisse geradezu offensichtlich ist und die Ein-Kind-Politik aufgrund der spezifischen historischen Erfahrungen der chinesischen Bevölkerung mit Hungersnöten und Versorgungskrisen noch zumindest teilweise nachvollziehbar erscheint, öffnen die rassenpolitisch begründeten Euthanasie-Programme der Nazis den Blick für den zivilisatorischen Abgrund, der sich im Zuge einer hemmungslosen und enthemmenden Reduktion des Menschseins auf „biologische Tatsachen“ auftut.  

Selbst diese einschlägigen, mitunter drastischen Beispiele können das in dessen Bandbreite kaum zu umfassende Spektrum der Biopolitik in ihren für sie typischen starken Spannungsverhältnissen bloß skizzieren: Kollektive Verantwortung trifft auf individuelle Freiheit, körperliche Selbstbestimmung auf den gemeinschaftlich organisierten Schutz vor Selbstverletzung und aus dem historischen Subtext drängt sich stets die Frage auf, ob nicht auch vernünftig begründete, scheinbar harmlose biopolitische Maßnahmen in ihrer Symbolwirkung das Potenzial in sich tragen, den  Blick auf den Menschen biologistisch zu verengen und folglich erst kleinen und dann irgendwann auch großen Verbrechen ganz allmählich den Weg zu bahnen.

Die entsprechende Sorge erscheint dieser Tage umso begründeter, als dass die technischen Möglichkeiten zur Umsetzung direkter wie auch indirekter biopolitischer Steuerung sich rasant erweitern. Designer-Babys, Konzepte der biosozialen Echtzeitüberwachung und Überlegungen zum Transhumanismus sind keine „Science-Fiction“, sondern werden vermehrt als Vorboten einer sich darin abzeichnenden neuen Realität verstanden. Besonders die jüngere Menschheitsgeschichte legt nahe, dass technische Umwälzungen dieser Tragweite große Potentiale, aber auch erhebliche Gefahren aufweisen.

In dem Versuch, das eine vom anderen zu unterscheiden und im Zuge dessen den von Foucault eingebrachten Begriff der Biopolitik anhand aktueller Bezüge gemeinsam zu entwickeln und zu erweitern, liegt das zentrale Anliegen dieses Seminars.

Zusätzliche Informationen

Bei Rückfragen zum Seminar wenden Sie sich bitte an dklotter@politik.uni-mainz.de.
 

Termine

Datum (Wochentag) Zeit Ort
19.04.2023 (Mittwoch) 14:15 - 15:45 02 617 Seminarraum
1137 - Georg-Forster-Gebäude (Sowi)
26.04.2023 (Mittwoch) 14:15 - 15:45 02 617 Seminarraum
1137 - Georg-Forster-Gebäude (Sowi)
03.05.2023 (Mittwoch) 14:15 - 15:45 02 617 Seminarraum
1137 - Georg-Forster-Gebäude (Sowi)
10.05.2023 (Mittwoch) 14:15 - 15:45 02 617 Seminarraum
1137 - Georg-Forster-Gebäude (Sowi)
17.05.2023 (Mittwoch) 14:15 - 15:45 02 617 Seminarraum
1137 - Georg-Forster-Gebäude (Sowi)
24.05.2023 (Mittwoch) 14:15 - 15:45 02 617 Seminarraum
1137 - Georg-Forster-Gebäude (Sowi)
31.05.2023 (Mittwoch) 14:15 - 15:45 02 617 Seminarraum
1137 - Georg-Forster-Gebäude (Sowi)
07.06.2023 (Mittwoch) 14:15 - 15:45 02 617 Seminarraum
1137 - Georg-Forster-Gebäude (Sowi)
14.06.2023 (Mittwoch) 14:15 - 15:45 02 617 Seminarraum
1137 - Georg-Forster-Gebäude (Sowi)
21.06.2023 (Mittwoch) 14:15 - 15:45 02 617 Seminarraum
1137 - Georg-Forster-Gebäude (Sowi)
28.06.2023 (Mittwoch) 14:15 - 15:45 02 617 Seminarraum
1137 - Georg-Forster-Gebäude (Sowi)
05.07.2023 (Mittwoch) 14:15 - 15:45 02 617 Seminarraum
1137 - Georg-Forster-Gebäude (Sowi)
12.07.2023 (Mittwoch) 14:15 - 15:45 02 617 Seminarraum
1137 - Georg-Forster-Gebäude (Sowi)
19.07.2023 (Mittwoch) 14:15 - 15:45 02 617 Seminarraum
1137 - Georg-Forster-Gebäude (Sowi)